Meister
lehren nicht die Wahrheit; die kann man nicht lehren. Sie ver-
mitteln etwas, das über Schriften und Worte hinausgeht. Es ist eine
Übertragung — Energie, die Energie in dir erzeugt. Es ist eine Art
Synchronizität.
Du mußt dich dem Meister mit großer Liebe, mit großem Vertrauen und
einem offenen Herzen nähern. Du weißt nicht, wer du bist. Er weiß, wer
er ist; er weiß, wer du bist. Von der Raupe kann man sagen, sie weiß
nicht, daß sie ein Schmetterling werden kann. Ihr seid Raupen —
Bodhisattvas. Alle Raupen sind Bodhisattvas, und alle Bodhisattvas sind
Raupen. Ein Bodhisattva ist einer, der zum Schmetterling werden kann, der
zum Buddha werden kann. Im Kern, in seiner Essenz, ist er bereits ein
Buddha.
Die Beziehung zwischen Meister und Schüler ist wie die Beziehung
zwi-
schen Raupe und Schmetterling, eine Freundschaft zwischen Raupe und
Schmetterling. Der Schmetterling kann nicht beweisen, daß die Raupe zum
Schmetterling werden kann; es gibt keinen logischen Grund dafür. Aber der
Schmetterling kann in der Raupe Sehnsucht auslösen. Das ist möglich.
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Der
Meister

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Im
Zen ist der Meister kein Meister über andere, sondern ein Meister
seiner selbst. Jede seiner Gesten und jedes Wort, das er spricht, sind
Ausdruck seiner Erleuchtung. Er hat kein persönliches Ziel, keinen
Wunsch, daß irgend etwas anders sein soll, als es ist. Seine Schüler versammeln sich um ihn, nicht um ihm zu folgen,
son- dern um sich von seiner
Gegenwart erfüllen und von seinem Beispiel inspi- rieren zu lassen. In
seinen Augen fin- den sie ihre eigene Wahrheit wider- gespiegelt, in seiner
Stille lassen sie sich leichter in ihre eigene Stille fallen. Der Meister
nimmt Schüler an, nicht weil er sie führen will, sondern weil er so viel
zu geben hat. Gemeinsam schaffen sie ein Energie- feld, das Jeden einzelnen
darin un- terstützt, sein eigenes Licht zu finden.
Wenn du einen solchen Meister findest, bist du gesegnet. Wenn nicht, dann
suche weiter. Lerne von Lehrern und Möchte-gern-Meistern, und dann geh
weiter. «Tscha-raiveti, tscharaiveti», sagte Buddha. «Geh immer weiter!»
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